Kunstbericht 2019

Wenn man nachmittags das Center betritt, wird man überall von Musik, Tanz und Theater begrüßt.

Schon auf dem Parkplatz vor der Kirche marschieren 20 Kinder zu afrikanischen Klängen mit ihren Trommeln auf und ab. Selbst, wenn man zwei linke Füße hat, kann man sich kaum halten und tanzt mit. Die Jugendlichen bereiten einen explosiven Auftritt für den im März in Kapstadt stattfindenden Karneval vor.

In der Kirche selbst tanzen Kinder von fünf bis 18 Jahren zu traditionell afrikanischer oder zu moderner Musik. Tanzen bietet die wunderbare Möglichkeit, bis zu 50 Kinder gleichzeitig zu beschäftigen.

Musikalisch entfalten können sich die Kinder beim Marimba-, Trommel-, Trompeten- und Klavieruntericht. Außerdem hat das Center seinen eigenen Chor. Die harmonierenden SängerInnen und ihre schönen, kraftvollen Stimmen verursachen Gänsehaut.

Es ist allgemein bekannt, das Musik und Musizieren ein heilende und inspirierende Wirkung hat. Da alle Kinder des Centers unter der im Township herrschenden Gewalt und unter multiplen Traumata leiden, wollen wir den heilenden Aspekt von Musik in Zukunft vertiefen. Wir haben eine Zusammenarbeit mit einer neuen NGO namens MusicWorks aufgebaut. Noch in diesem Monat beginnen wir mit einem Pilotprojekt, bei dem mehrere Hochschulabsolventen im Fach Musiktherapie ebendiese für ausgewählte Kinder anbieten werden.

Das Theaterspielen bietet den Jugendlichen die Möglichkeit, die ständigen Herausforderungen, die das Aufwachsen in einem Township mit sich bringt, zu verarbeiten.

Auch am Wochenende kümmern wir uns darum, dass die Kinder beschäftigt sind. Jeden Samstagmorgen versammeln sich die Kids im Center, wo sie von zwei Bussen abgeholt werden. Sie nehmen an zahlreichen Programmen unserer Partnerorganisationen teil. Das Ziel ist es, ein Netzwerk aufzubauen, durch das die Kinder ihre Fähigkeiten verbessern können. Auch die Centereigenen Programme erhalten durch die Zusammenarbeit mehr Anerkennung von außerhalb, denn unsere Partner sind etablierte Kunstorganisationen.

Zudem pflegen wir eine enge Partnerschaft mit der Universität Kapstadt. Ein Bus der Universität holt am Wochende 30 Kinder ab, die an einem Musikprojekt teilnehmen, wo sie Gitarre, Klavier und afrikanischen Instrumente spielen. Andere Kinder nehmen jeweils am Tanz- und Theaterunterricht der Universität beziehungsweise der anerkannten Tanzakademie Dance for all teil.

Vier Teenagers besuchen ein Projekt des College of Magic, wo sie nicht nur Tricks lernen, sondern vor allem, sich vorzustellen, dass Alles im Leben möglich ist.
All diese Programme helfen dabei, Talente zu fördern und den Weg für diejenigen zu ebnen, die einen künstlerischen Beruf an-  streben.
Vor allem ist es aber wichtig, dass die Kids die Möglichkeit haben, zumin- dest für ein paar Stunden aus dem Township herauszukommen.
Sie sollen verstehen lernen, dass es ein Leben außerhalb des täglichen Überlebens im Townships gibt.

Die Kinder im Township wachsen in einer kaputten Umgebung auf. Die oft alleinerziehenden Mütter sind damit überfordert, für das Überleben der Familie zu sorgen. Es fehlt ihnen an Kraft und Zeit, um ihren Kindern die dringend benötigte Aufmerksamkeit zu schenken. So befriedigen diese meistens ab einem Alter von zehn Jahren ihr Bedürfnis nach Zugehörigkeit durch Gangmitgliedschaften.Der Besitz einer Pistole sorgt für ein fiktives Selbstbewusstsein.

Durch die künstlerischen Aktivitäten bauen die Kinder Selbstbewusstsein auf, es integriert sie in einem Team und macht sie fokussiert. Das zeigt auch das folgende Beispiel:

Sihle ist 17 Jahre alt und das jüngste von sieben Kindern. Ihr Vater ist früh gestorben und hat nie eine Rolle in ihrem Leben gespielt. Ihre Mutter ist alleinerziehend und arbeitslos . Den Stress des Alltags betäubt die Mutter regelmäßig mit Alkohol. Von ihren sieben Kindern haben nur zwei geringfügige Arbeit gefunden, die anderen hängen arbeitslos in dem kleinen Haus herum und beschäftigen sich mit Alkohol, Drogenkosum und kriminellen Aktiviäten. Einer von Sihles Brüdern wurde von einem rivalisierenden Gangster erschossen.

Auch Sihle befand sich auf dem besten Weg, es ihren Geschwistern gleichzutun. Mit 15 Jahren beschloss sie, die Schule abzubrechen. Von zu Hause erhielt sie keine Untersützung, um weiterzumachen.

Regelmäßiges Essen, um sich überhaupt konzentrieren zu können, Bücher, selbst die in Südafrika verpflichtende Schuluniform, alles fehlte. Mit Schwänzen fing es an, dann blieb sie der Schule gänzlich fern und hängte nur noch Zu Hause oder mit Gleichaltrigen herum. Schließlich überredete eine Bekannte sie dazu, mit zu iThemba Labantu zu kommen.         Hier fand sie ein neues Zu Hause und eine Richtung für ihr Leben. Sie schloss sich der Theatergruppe an, wo sich bald herausstellte, dass sie sie nicht nur schauspielen kann, sondern auch eine wunderschöne Singstimme besitzt. Zusammen mit zwei anderen Mädchen gewann sie sogar einen Wettbewerb, durfte zum ersten Mal in ihrem Leben zu einem Auftritt fliegen und dabei sogar in einem Hotel übernachten.  Im Center bekommt sie wie alle Kinder täglich eine warme Mahlzeit. Die Teilnahme an täglichen Kunstklassen haben ihr wieder eine Alltagsstruktur ermöglicht, sie hat neue Freunde gefunden, die sie nicht in die Kriminalität verführen und außerdem ist sie motiviert, zurück zur Schule zu gehen, um ihren Schulabschluss nachzuholen.                                                                                  Es sind Geschichten wie diese, die zeigen, warum die Kunst für iThemba Labantu und seine Schützlinge eine tragende Rolle spielt. Die positiven Einflüsse, die das gemeinsame Musizieren, Tanzen und Weiterentwickeln hat, sind unverkennbar und für die Entwicklung sowie den weiteren Lebensweg der Kinder- und Jugendlichen enorm wichtig.