Interview mit Sophia Zittel

Liebe Sophia, Du bist seit vielen Jahren im Gemeindezentrum beschäftigst und dort verantwortlich für die Sozialarbeit. Seit wann genau bist Du an Bord und wie bist Du zu iThemba Labantu gekommen?
Ich bin seit Ende 2006 bei iThemba Labantu. Ich wollte mich zwischen dem Abitur und meinem geplanten Sozialarbeitsstudium sozial engagieren und habe das bei iThemba Labantu gemacht. Ich habe schnell ein inneres Gefühl entwickelt, das iThemba Labantu der Ort ist wo ich sein soll und dass ich meine Aufgabe gefunden habe. Nach 10 Monaten bin ich dann nach Deutschland zurückgekehrt, aber nicht um mein Studium aufzunehmen, sondern um meine Koffer zu packen und direkt wieder nach Südafrika zurück zu kehren. Dort habe ich dann in Teilzeit meinen Abschluss zur Sozialarbeiterin gemacht und dabei geholfen, den Kinder- und Jugendbereich bei iThemba Labantu mit aufzubauen.


Wie müssen wir uns Deinen Arbeitstag vorstellen?
Mein Arbeitstag sieht jeden Tag sehr unterschiedlich aus, da ich unterschiedliche Funktionen habe. Ich koordiniere Programme, die von morgens 7 Uhr bis abends gegen 19.30 Uhr stattfinden. Die Organisation hierfür ist sehr aufwendig, da alles und alle zur richtigen Zeit am richtigen Platz sein müssen.
In meinen Verantwortungsbereich fällt alles was mit Kinder und Jugendlichen zu tun hat, mit Ausnahme der Grundschule. Dazu gehören der Sport und Kunstbereich, die Suppenküche, die Hausaufgabenbetreuung, der Schultransport, der Kindergarten, die Morning Class und natürlich die Sozialarbeit.
Das Center ist für die Kinder wie ein zweites zu Hause und die sozialen Probleme, mit denen ich zu tun habe sind sehr unterschiedlich. Sexueller Missbrauch ist ein Thema, welches immer wieder auftaucht, das jüngste Opfer war erst fünf Jahre alt. Ich zeige diese Fälle an, verfolge sie gerichtlich und organisiere für das Kind therapeutische und medizinische Hilfe.
Bei den Teenagern sind Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie die Gefahr der Gangmitgliedschaft die größten Probleme. Die Jugendlichen benötigen hier vor allem psychologische Beratung wegen emotionaler Schwierigkeiten, denn auch konkrete Selbstmordgedanken oder Suizidversuche sind an der Tagesordnung.
Häufig werden die Kinder auch in den Familien vernachlässigt und ich kümmere mich darum,
Sie aus dem Umfeld heraus zu holen und sie in den Schulen anzumelden. Außerdem bin ich
die erste Anlaufstelle für die generellen sozialen Probleme.
Überall da, wo unsere eigenen Kapazitäten nicht ausreichen, arbeiten wir mit anderen
Organisationen zusammen, auch diese Koordination fällt in meinen Verantwortungsbereich.


Was ist Dir bei der Arbeit besonders wichtig?
Wir versuchen und sind für die Kinder wie ein zweites zu Hause. Das Center ist ein Ort, in dem sich jedes Kind angenommen und geliebt fühlen soll, so wie es ist. Die wichtigste Aufgabe hierbei ist es ihr Selbstbewusstsein aufzubauen und Ihnen zu vermitteln, dass wir an sie glauben.

Wir unterstützen die Kinder ganzheitlich, das heißt körperlich, geistig und seelisch. Ziel ist es, Ihnen den Zugang zu einem besseren Leben zu ermöglichen und den Kreislauf der Armut zu durchbrechen. Zum Glück ist uns das in vielen Fällen schon gelungen.


Du bist ja nicht nur eine Stütze des Zentrums, sondern auch noch stolze Mama und hast
einen Lebenspartner. Wie bringst Du das alles unter einen Hut?
Ich lebe zusammen mit meinem Lebensgefährten und unseren drei Kindern 10 Minuten vom
Center entfernt im Township.

Die Frage ist wirklich schwierig zu beantworten. Ich habe viel Energie und die Arbeit im Center ist mir extrem wichtig. Ich versuche meinen eigenen Kindern auch zu vermitteln, wie wichtig es ist, dass man anderen hilft, vor allem wenn man selbst einen besseren Start im Leben hatte.
Letztendlich ist es ist aber ein ständiger Balance Art zwischen dem Center und der Familie…


Liebe Sophia, vielen Dank für Deine Ausführungen und den tollen Einblick in Dein Leben.